Freitag, 23. November 2012

Krise als Beginn einer Chance


>> Wissen erzeugt zunächst und vordergründig Sicherheit. Denn Erkenntnis entsteht vor dem Hintergrund von Unerkanntem. Während das Erkannte einverleibt wird, verbleibt „das Unerkannte“ in der Umwelt – oder besser gesagt: es verbleibt immer eine Umwelt. Allerdings steht die nicht im Fokus und wird dadurch erst später als relevant für das System entdeckt. Die Phase der Sicherheit durch Wissen wird immer gefolgt durch eine Phase der Verunsicherung und des Nicht-mehr-weiter-Wissens, des In-Frage-Stellen des Gewussten und des Bewussten. Es ist kein Zufall, dass im Chinesischen das hintere Zeichen im Schriftzeichen Krise identisch ist mit dem Auftaktzeichen des Schriftzeichens für Chance (Bild 2). Dieser Zyklus ist meines Erachtens auch das ursprüngliche Merkmal wissenschaftlicher Haltung: offen zu sein für Nicht-Wissen, denn das ist der Raum für Neues und der Ort von Kreativität („merk mal“). Diese Haltung setzt allerdings voraus, dass Mann oder Frau mit Unsicherheit umgehen kann. <<

Quelle: interformations 2011, C. Riehle, Das Experten-Dilemma - ein Plädoyer für eine wirksame INTERdisziplin; Verlag dieterklein.com, Köln


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